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Katla: Móðurástin (Review)
Artist: | Katla |
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Album: | Móðurástin |
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Medium: | CD/Download/CD-Book/Do-LP/Do-CD/Deluxe/Limitiert/LP farbig | |
Stil: | Atmosphärischer Post-Rock, akustischer Minimalismus, eruptiver Metal |
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Label: | Prophecy/Soulfood | |
Spieldauer: | 55:07 | |
Erschienen: | 27.10.2017 | |
Website: | [Link] |
KATLA – so heißt einer der aktivsten isländischen Vulkane!
Und KATLA ist zugleich der Name einer isländischen Band, deren atmosphärische Rock- und Metal-Musik brodelnd wie ein Vulkan vor dem Ausbruch klingt, die sich zwischen zartem, beruhigenden Grummeln, immer schneller fließendem, bedrohlichen Brodeln und alles unter sich begrabenden, eruptiven Ausbrüchen bewegt.
„Móðurástin“ klingt wie eine klangvolle Reise in das Innere des Vulkans, die sich zwischen akustischem Minimalismus, atmosphärischem Post-Rock und explosivem Metal bis zum unausweichlichen Vulkanausbruch entfaltet.
Eine musikalische Naturgewalt!
Ganz schnell wird beim Hören von „Móðurástin“ nicht nur ein deutlicher Einfluss der unter unserer Seite sehr beliebten und sogar mit einer Massenreview beglückten, ebenfalls isländischen Band SÓLSTAFIR offensichtlich – ein Blick ins Booklet und auf die Besetzungsliste der Band, die eigentlich nur aus zwei Musikern besteht, macht dann auch klar, warum das so ist. Denn mit Guðmundur Óli Pálmason haben wir es mit dem Schlagzeuger besagter Band zu tun.
Hinzu kommt noch als zweiter Mann im musikalischen Bunde der singende Multiinstrumentalist (Bass, Gitarre, Keyboard) Einar Thorberg Guðmunsson und schon kann der atmosphärisch bis metallisch rockende Vulkan losbrechen.
Etwas ganz Besonderes ist dabei nicht nur der ausgezeichnete, in den unterschiedlichsten Facetten (von leise bis schreiend) gestaltete, charismatische Gesang, sondern auch die ausschließlich isländischen Texte, die leider keine Übersetzung enthalten, was bei solch intensiver Musik in Verbindung mit den ausgiebigen Lyrics, die garantiert mehr als allgemeines „La La La“ zu sagen haben, und der geheimnisvoll-bedrohlichen Gestaltung des faszinierenden Digipak sowie 24seitigen Booklets, sehr schade ist. Auch gibt es, egal ob man sich für die limitierte Doppel-LP oder CD oder das kunstvolle Artbook entschieden hat, sonst keinen verständlichen Hinweise auf den Inhalt des offensichtlich konzeptionell gestalteten Albums. Da muss man sich als musikbegeisterter Zeitgenosse, der sich dieses beeindruckende Gesamtpaket vollständig erschließen will, schon die Mühe machen und intensiv im Netz nach zusätzlichen Infos zu „Móðurástin“ suchen – oder einfach diese Kritik weiterlesen...
„Móðurástin“ bedeutet übersetzt „Mutterliebe“ und dreht sich um größtenteils sehr bedrückende Themen, die im Endeffekt alle miteinander verbunden sind und zu denen sich Guðmundur Óli Pálmason ausführlich äußerte und damit die Spannung und das Mysteriöse hinter dem Album noch um ein Vielfaches verstärkt – darum hier seine wichtigsten Ausführungen zum Thema (falsch verstandener) Mutterliebe: „Das Album behandelt verschiedene, trotzdem miteinander verbundene Themen: Abgründe des menschlichen Geistes, die Sehnsucht nach Sommer mitten im Winter und seine Rückkehr im Frühling sowie hauptsächlich den harten Kampf ums Überleben hier oben im eisigen Norden. Aber das Leben des Einzelnen überdauert nicht immer. ‚Hreggur‘ erzählt vom grausamen Ende, das Seefahrer oft im rauen Nordatlantik um Island herum erwartete, was unglücklicherweise auch heute noch geschieht. Der Titeltrack selbst erzählt zweifellos die morbideste Geschichte von allen. Er behandelt den archaischen, grausamen Brauch, dass isländische Mütter ihre Neugeborenen in der gnadenlosen Wildnis zurückließen, damit diese den Naturgewalten ausgesetzt waren. Ein grausamer Tod für ein verletzliches kleines Wesen. Allerdings wurden diese Morde nicht aus Hass begangen, sondern so zwang man beispielsweise Frauen ihre unehelich geborenen Kinder ‚auszutragen‘ oder ihnen noch schlimmere Strafen anzutun. So wirft beispielsweise eine Mutter in der Geschichte über die Gesetzlosen Fjalla Eyvindur und Halla, nachdem sie ihr Kind mit dem wundervollsten Wiegenlied in den Schlaf gesungen hat, ihr Kind einen Wasserfall hinunter, um es nicht in die Hände der Feinde gelangen zu lassen. Der Akt der Kindstötung muss daher eine Mischung aus den stärksten Emotionen hervorrufen, den ein menschliches Wesen überhaupt empfinden kann.“
Zu diesen Ausführungen ergänzt übrigens Einar Thorberg Guðmunsson, dass er anfangs mit dem Titel des Albums nicht ganz warm werden konnte und er ihn in Verbindung mit den Themen als zu brutal empfand, aber dann, als das Album offensichtlich einem immer klarer werdenden Konzept folgte, doch zu der Erkenntnis kam, dass „der rote Faden des Albums die Themen Familie, Bindung, Leben und Tod sind, verknüpft mit der unerbittlichen Natur unseres Landes. Mutterliebe und Opfer haben uns über Generationen als Nation überdauern lassen, auch in Armut und unter extremen Umweltbedingungen, wie Hungersnot, Entbehrungen und Kälte.“
Vom bedrohlich beginnenden, postrockigen Instrumental – dem einzigen auf dem Album – und dem grandiosen ersten Song „Hyldypi“ mit Gesang bis zum abschließenden zwölfminütigen Longtrack „Dulsmál“ begleitet uns das Bedrückende, Beängstigende, genauso wie das Traumhafte und Sphärische, dem grundsätzlich etwas Geheimnisvolles innewohnt, mal hinter akustischen Instrumenten, hohem Klargesang und hypnotischen Melodien versteckt, dann wieder in wild-elektronischen, gitarrenlastig-metallischen Heavy-Momenten und tief-schreienden Gesängen auszubrechen.
So klingt der brodelnde Vulkan KATLA wie eine Lava-Masse aus SÓLSTAFIR und frühe ANATHEMA und wird sicher viele Freunde dieser Bands, die außerdem noch auf eine hervorragende Gestaltung des Digipaks samt Booklet und ein spannend-bedrückendes Textkonzept wert legen, mit sich reißen.
FAZIT: KATLA, die neue, sehr atmosphärische Rock- und Metal-Band aus Island mit Mitgliedern von SÓLSTAFIR, POTENTIAM und FORTID beschreibt die Absicht hinter ihrer Musik darin, dass sie auf ihrem Debüt-Konzept-Album „Móðurástin“ (Mutterliebe) Atmosphärisches statt „dumpfe Metal-Gewalt“ erschaffen wollen und es ihnen auf die Vielfalt der Stücke, die alle zusammengehören, ankommt: „Das Album beginnt, als ob es sich in Richtung Doom Metal bewegt, ändert dann aber bis zum Ende durchgehend die Richtung. Das ist wie ein Blick auf das Leben oder eine Reflexion des Lebens an sich und all die unerwarteten Veränderungen und Wendungen, die nicht vorherzusehen sind. Dabei vollendet die Verknüpfung von Gestaltung, Musik und Texten das Gesamtbild. Wer zweifeln sollte, dem erschließt sich in diesem Zusammenhang garantiert die Absicht hinter KATLA.“
Mit „Móðurástin“ ist KATLA zweifellos ein echt starkes Stück atmosphärische, anschauliche und komplex sowie textlich sehr gut gestaltete Musik gelungen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Aska
- Hyldypi
- Nátthagi
- Hvila
- Hreggur
- Kul
- Móðurástin
- Dulsmál
- Bass - Einar Thorberg Guðmunsson
- Gesang - Einar Thorberg Guðmunsson
- Gitarre - Einar Thorberg Guðmunsson
- Keys - Einar Thorberg Guðmunsson
- Schlagzeug - Guðmundur Óli Pálmason
- Móðurástin (2017) - 13/15 Punkten
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